Zeugnisse.

Ich habe bei meinen Schüler:innen, aber auch bei meinen eigenen Kindern immer wieder erlebt, wie traurig und geknickt sie wegen ihrer Noten auf ihren Zeugnissen  sind.

Auch,  wenn wir unsere Kinder als Eltern bestärkt haben.

Auch, wenn ich meinen Schüler:innen die Benotung erklärt habe.

Zeugnisse sollen einen Leistungstand darstellen. Viel zu häufig finden jedoch individuelle Lernvoraussetzungen und auch private Umstände kaum Beachtung. 

Zeugnisse bringen viele Kinder in große Not: Häufig fühlen sie sich unfair oder so gar in ihrem Menschsein bewertet. So, als ob es ein Zeugnis ÜBER sie ist. Über ihr Sein. 

Und genau deshalb habe ich diesen Text geschrieben.

Für Eltern zum Vorlesen und Bestärken.

Für Lehrkäfte als Erinnerung.

Für mein Schüler:innen, die sich hoffentlich von mir gesehen und wertgeschätzt fühlen. 

Un für mein Kinder, die ich über alles Liebe.

Keine Note

Keine Note nimmt Rücksicht auf die Situation, in der du gerade bist.

Ob die Eltern sich gerade getrennt haben. Oder ob der Hamster gerade gestorben ist. Oder auch die Großmutter. Oder ob du Angst vor einem Fach hast, weil du denkst, „dass du dafür zu dumm bist“.

Keine Note nimmt Rücksicht, ob der Lehrer dich mag oder nicht.

Oder ob du gerade voller Gedanken an deine erste Liebe bist. Oder auch nur, dass dir ein Zahn rausgefallen ist.

Keine Note sagt etwas darüber aus, ob du morgens mit Hunger in die Schule kommst. Auch nicht darüber, ob du das Glück hattest in ein Umfeld hineingeboren worden zu sein, wo du voller Liebe erwartet wurdest. Auch nicht, ob du deine Heimat verlassen musstest.

Sie sagt auch nichts darüber aus, ob deine Eltern die finanziellen Möglichkeiten hatten, in dich zu investieren. Auch nichts darüber, ob sich überhaupt jemand für DICH interessiert hat.

Sie sagt auch nichts darüber aus, ob jemand sich wirklich Mühe gegeben hat, es dir immer wieder zu erklären. In Ruhe. Mit Geduld.

Keine Note der Welt bestimmt DEINEN WERT. Weder die Eins noch die Fünf.

Das, was wirklich wichtig ist fürs Leben ist: dass du respektvoll zu Anderen bist. Dass du ein großes Herz hast. Dass du großzügig bist (mit Worten und Taten.) Dass du voller Empathie und Klarheit bist.

Und weißt du, was das ALLERWICHTIGSTE ist?

 Dass du wenigstens EINEN MENSCHEN in deinem Leben hast, der an dich glaubt. An das, was du kannst. An das, was dich einzigartig macht. Jemand, der dich ermutigt DEINEN Weg zu gehen.

Jemand, der dir die Hand reicht und dich unterstützt. Jemand, der sich nicht vor dich, sondern hinter dich stellt – no matter what.

Der dir mit Liebe begegnet.

Du bist genug.

Du bist geliebt.

Du bist klug.

Du bist wichtig.

 Du kannst einen Unterschied in der Welt machen.

Für jemanden.
Vielleicht auch für viele, wenn du dich annimmst und an dich glaubst.“

Ich bin so oft von Kolleg*innen gefragt worden, ob sie diesen Text haben und verteilen dürften. Als „Zeugnisbeigabe“. Und auch viele Eltern haben mich gefragt und ich weiß von einigen, die ihn an die Wand über den Schreibtisch ihres Kindes geklebt haben.

Wenn du ihn auch habe möchtest, findest du ihn hier als PDF.